„Politik muss echt sein“ – Julia Herr über Kommunikation, Emotion und Veränderung
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Julia Herr ist Abgeordnete der SPÖ und eine der lautesten Stimmen, wenn es um soziale Gerechtigkeit, Klimapolitik und leistbares Leben geht. Im Gespräch mit Beyond the Edge – dem Media-Campaigning-Podcast erklärt sie, warum politische Kommunikation heute mehr sein muss als Inszenierung.
Was ist gute politische Kommunikation?
Herr definiert politische Kommunikation nicht als Stylingfrage, sondern als Integritätsfrage.
Politische Kommunikation funktioniert dann gut, wenn das, was du inhaltlich willst, und das, wie du es sagst, wirklich zusammenpassen.
Für sie zählt:
Ist das ehrlich?
Steht die Person wirklich dahinter?
Hat das, was gesagt wird, mit echtem Handeln zu tun?
Logos, Bildsprache, Schriften – alles zweitrangig. Kommunikation ohne Haltung hält sie für leere Verpackung.
Sie warnt auch davor, Politik an Agenturen auszulagern:
„Eine Partei muss selbst wissen, wofür sie steht. Haltung kann man nicht outsourcen.“
Das ist ihr Bruch mit klassischem Public Affairs: Politik darf nicht zur Fremdleistung werden.
Emotion: nötig – aber gefährlich
Herr sagt sehr klar: Politik lebt von Emotion. Menschen lassen sich bewegen, wenn sie sich gesehen fühlen.
„Heute ist politische Kommunikation stark von Emotionen getrieben. Das ist verständlich – aber auch gefährlich.“
Warum gefährlich? Weil Emotion auch mobilisieren kann, ohne Substanz. Sie nennt die „Veränderung“-Kampagne der ÖVP 2017 als Beispiel: Das Gefühl von Aufbruch gewann Wahlen – obwohl echte Veränderung ausblieb.
Ihr Punkt: Emotion funktioniert nur langfristig, wenn sie auf tatsächlichen Werten steht. Keine Inszenierung, kein „Gefühl für die Kamera“, sondern spürbare Überzeugung.
Social Media als politisches Werkzeug
Ohne Social Media ist Veränderung für sie kaum mehr denkbar.
„Ein kurzer Redeausschnitt aus dem Parlament hat 250.000 Menschen erreicht. Das schaffe ich ohne Social Media nicht.“
Für Herr sind soziale Plattformen nicht nur Reichweitenmaschinen, sondern Rückkanäle. Menschen kommentieren, widersprechen, erzählen Lebensrealität. Dieser Dialog sei politisch wertvoller als jede klassische Presseaussendung.
Sie nennt Social Media „einen direkten Draht zu Menschen, die sich sonst nie melden würden“.
Kommunikation ohne Moralkeule
In der Klimapolitik kritisiert Herr vor allem eines: Moralisierung. „Iss das nicht, flieg da nicht hin, sei ein guter Mensch“ – damit holt man ihrer Ansicht nach keine Mehrheit ab.
Sie will die Debatte weg vom individuellen Konsum lenken und hin zu Strukturen: Wer verdient an der Krise? Wer zahlt sie? Wer kann sich Klimaschutz leisten – und wer nicht?
Die Klimakrise ist auch eine soziale Frage. Vermögende verursachen viel mehr CO₂, die Kosten tragen dann oft Menschen, die ohnehin kämpfen.
Ihr Ziel ist also kein moralischer Appell an das Individuum, sondern politischer Druck aufs System – leistbare Energie, faire Lebensmittelpreise, klare gesetzliche Vorgaben wie ein Klimaziel-Gesetz.
Das ist klassische Change-Kommunikation: nicht Schuld erzeugen, sondern Mehrheiten organisieren.
Du bist nicht das Problem – das System ist es“
Einer der stärksten Sätze des Interviews ist ihr Appell an Menschen, die sich überfordert fühlen:
Viele haben das Gefühl, sie scheitern persönlich – finanziell, zeitlich, mental. Ich will sagen: Du bist nicht das Problem. Das System ist das Problem.
Das ist eine klare kommunikative Strategie: Sie verschiebt Schuld weg von der Einzelperson hin zu den Verhältnissen. Das schafft Entlastung – und eröffnet die Möglichkeit von Gemeinsamkeit statt Vereinzelung.
Diese Art von Framing („Wir sind nicht alleine, wir sind viele“) ist auch tief in ihrer politischen Herkunft verankert: der Arbeiter:innenbewegung. „Gemeinsam können Menschen etwas durchsetzen, die alleine keine Macht hätten.“
Beyond the Edge ist der erste Media-Campaigning-Podcast im deutschen Sprachraum. Es ist der Podcast über Changemaker, ihre Visionen und Geschichten für morgen. Im Podcast „Beyond the Edge“ spricht Media-Campaigner Martin Aschauer mit seinen Gästen über Visionen und Geschichten von morgen. Inspiriert von Podcasts wie „Erklär mir die Welt“, „Frühstück bei mir“ oder „Gemeinsam besser“ werden intim und persönlich die Geheimnisse, der Heldinnen und Helden sowie Expertinnen und Experten die Menschen inspirieren Großes zu leisten, gelüftet. Mehr erfahren unter https://mediacampaigning.net
Julia Herr und wie sie Politik mit Haltung macht
byMartin Aschauer
In dieser Folge spreche ich mit Julia Herr, Nationalratsabgeordnete der SPÖ und eine der prägenden Stimmen für soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz in Österreich.
🗣️ Themen der Folge:
Warum Emotionen in der politischen Kommunikation unverzichtbar sind
Wie Haltung und Authentizität Vertrauen schaffen
Kritik an der zunehmenden Abhängigkeit von Agenturen in der Politik
Social Media als direkter Draht zu den Menschen
Die Balance zwischen Zuspitzung und inhaltlicher Tiefe auf TikTok & Co.
Durch Öffentlichkeitsarbeit Einstellungs- und Verhaltensveränderungen erzeugen. Inspiriert von Podcasts wie „Erklär mir die Welt“, „Frühstück bei mir“ oder „Gemeinsam besser“ spreche ich intim und persönlich mit Changemakern, die Menschen durch Kommunikation inspirieren Großes zu leisten. Podcast-Archiv: Unsere bisherigen Gäste 🎙️ Entdecken Sie spannende Gespräche mit Expert:innen aus Wirtschaft, Politik, Umwelt, Medien und Innovation. Klicken Sie auf…
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Mediacampaigning AustriaMartin AschauerJosef Czachsstraße 22523 Tattendorf Mehr Infos unter http://aschauer.net Diese Seite ist mit dem Content Management-Werkzeug „WordPress“ aufgesetzt und setzt anonymisierte Daten von Matomo als Statistikprogramm ein. Der Podcast nützt das Angebot von Julep Media GmbH mit Sitz in Deutschland, München. Veröffentlicht ist unser Webangebot bei Easyname, einem österreichischen Unternehmen. Umsatzsteuerbefreit – Kleinunternehmer gem. §…